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NORA
„ICH BIN MIR NICHT sicher, ob ich das machen will.“ Meine Stimme schwankt, als ich von der hölzernen Plattform auf den Boden ganz weit unten blicke.
„Es wird dir gefallen.“ Lee ist in der Nähe. Sein Gurt wird gerade um seine dicken Oberschenkel geschlungen. „Es ist wie Motorradfahren, nur dass man fünfundsiebzig Meter über dem Boden hängt.“
Der Angestellte überprüft mein Gurtzeug ein weiteres Mal und dann den Riemen an meinem Helm. „Sie sind bereit“, sagt er. Es ist ein junger Mann, Mitte zwanzig, mit Tätowierungen auf den Handrücken und einem ordentlich getrimmten Bart. Er lächelt viel. Tatsächlich lächelt er auch in diesem Moment und nickt mir aufmunternd zu, als wollte er mich überzeugen.
Ich werde oben an der Zipline eingehakt. Ich betrachte das dicke Stahlseil und den Mechanismus, der mich daran entlanggleiten lassen soll. Es sieht klobig und solide aus, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich mich sehr weit über dem Boden befinde.
„Sag mir noch einmal, warum wir das tun?“, frage ich und schließe einen Moment lang die Augen. Der Baum, auf dem wir sitzen, wiegt sich im Wind und sein Stamm knarrt auf eine ganz und gar beunruhigende Weise.
„Weil es Spaß macht“, antwortet Lee.
Spaß. Spaß.
Wir haben sehr unterschiedliche Definitionen dieses Wortes.
„Wollen Sie springen oder angeschoben werden?“ Der Angestellte stellt mir die Frage, als ob es nicht völlig verrückt wäre. Für ihn ist es das wahrscheinlich auch nicht. Er hat diese Frage wahrscheinlich schon tausendmal gestellt.
Ich überlege. „Angeschoben werden“, antworte ich schließlich.
„Okay. Denken Sie daran, die Füße hochzuhalten!“
Ich stehe auf einer gelben Linie am Rande der Plattform, dort, wo sich das Geländer öffnet. Über meine Schulter schaue ich zu Lee, dessen braune Augen funkeln. Sein Haar und seine Haut schimmern in der Mittagssonne. Der Wald riecht nach frischem Regen von letzter Nacht und der Biss des Herbstes lässt mich meine Windjacke bis zum Kinn hochziehen.
Es ist zwei Monate her, seit Fallon und Jen geheiratet haben. Zwei Monate, in denen ich in mein neues Haus eingezogen und jedes Wochenende nach Tahoe gefahren bin, um meine Mutter zu besuchen. Zwei Monate, in denen ich Zeit mit meinem neuen Hund verbracht habe.
Zwei Monate mit Lee.
In Wahrheit waren es die besten zwei Monate meines Lebens. Ich habe mehr gelacht als je zuvor. Ich bin auf dem Rücksitz seines Motorrads gefahren. Ich bin fast jede Nacht mit ihm neben mir im Bett aufgewacht und ich wundere mich langsam, ob ich ihn fragen soll, ob er bei mir einziehen will.
Nachdem ich die Dinge langsam angegangen bin, möchte ich jetzt einmal etwas überstürzen. Die verlorene Zeit wieder aufholen.
„Lehnen Sie sich in das Gurtzeug zurück“, sagt der Angestellte.
Ich tue, was er sagt, und hebe meine Füße hoch.
Dann stößt er mich an.
Mein Magen überschlägt sich und macht Purzelbäume, als die Plattform verschwindet und ich an den Baumkronen vorbeisause. Ein Quietschen entweicht meinen Lippen, denn ich habe nicht einmal genug Atem, um richtig zu schreien. Ich zwinge mich, die Augen offen zu halten, und beobachte, wie die Baumkronen vorbeiziehen, während ich an einem Stahlseil zwischen ihnen dahinfliege.
Und … und …
Oh, es ist magisch. Die Luft peitscht um meinen Körper, wie auf dem Rücksitz von Lees Motorrad. Freiheit. Ich lache, lasse meinen Blick über die Baumwipfel schweifen und frage mich, ob Vögel jedes Mal, wenn sie fliegen, ein solches Hochgefühl empfinden.
Und kaum hat es begonnen, ist es auch schon wieder vorbei.
Eine weitere Mitarbeiterin fängt mich an der nächsten Plattform auf. Sie greift nach dem Seil und stützt mich ab, bis ich wieder festen Boden unter den Füßen habe. Sie löst eines der Kabel, die mich mit dem Drahtseil verbinden, lässt jedoch eine Sicherheitsleine dran. Sie schiebt mich aus dem Weg, während ich noch versuche, wieder zu Atem zu kommen. Ich schaue rechtzeitig zurück, um zu sehen, wie Lee zu uns hinuntergleitet.
Seine langen Beine sind gerade vor ihm ausgestreckt. Seine Arme sind weit ausgebreitet und sein Gesicht ist ein riesiges Lächeln.
Mein Mann. Mein attraktiver, wunderschöner Mann.
Er landet mit einem dumpfen Geräusch. Sobald er sich von der Zipline gelöst hat, kommt er zu mir hinüber und greift nach meinen Wangen. „Und?“
„Ich fand es super“, antworte ich und mein Herz klopft wie wild in meiner Brust.
Lachfältchen bilden sich um seine Augen. „Das habe ich dir doch gesagt.“
„Sind Sie bereit für die Nächste?“, fragt die Frau. Ich nicke und sie geht los, um uns zur nächsten Plattform zu führen. Die tätowierte Mitarbeiterin greift nach meinem Gurtzeug und befestigt mich an der nächsten Zipline hinter ihr. Und so gleiten wir von Plattform zu Plattform und fliegen durch den wunderschönen alten Wald. Ich lasse mich gehen.
So geht das jetzt schon seit zwei Monaten. Lee lockt mich aus dem Schneckenhaus, in das ich mich verkrochen habe. Er reizt mich mit neuen Erfahrungen, beschert mir eine Kostprobe von Adrenalin, Liebe und Lachen.
Und ich verschlinge alles.
An der dritten Zipline finde ich den Mut, nach unten zu schauen. Der Boden ist so weit weg, dass sich mein Magen überschlägt. Ich muss zusammenzucken, denn ich fange an, zu wackeln, und wippe auf der Zipline so weit über der Erde.
Dann ist es vorbei und meine Füße stehen auf der nächsten Plattform.
Lee kommt hinter mir an und gibt mir einen weiteren Kuss. Wir tun es wieder und wieder und wieder. Bis wir eine komplette Runde gedreht haben und am Eingang des Abenteuerparks ankommen, wo wir schnell unserer Gurte und Sicherheitsausrüstung entledigt werden.
Mac, Trina, ihre Kinder und mein Hund Harley warten auf uns. Es gibt einen unglaublich coolen Spielplatz voller Schaukeln und Plattformen, auf denen die Kinder spielen. Harley genießt es, sich von Mac den Bauch streicheln zu lassen.
„Und?“, fragt Trina. „Wie war es?“
„Magisch“, antworte ich.
Ein schwerer Arm landet auf meiner Schulter und ich werde kurzerhand an Lees Brust gezogen. Er drückt mir einen sanften Kuss auf den Kopf und dreht sich dann zu seinem Bruder und Trina um. „Seid ihr bereit fürs Mittagessen?“
„Lass uns gehen“ Mac steht auf und schnappt sich seinen Motorradhelm.
Trina ruft die Kinder und wendet sich dann an mich. „Fährst du bei Lee mit oder willst du bei mir im Auto mitfahren?“
Nach dem, was wir gerade gemacht haben, schwanke ich noch ein wenig auf den Beinen, aber – ach was solls. Ich will mehr von diesem Gefühl. Mehr von der Schwerelosigkeit. „Ich fahre bei Lee mit.“
„Und wie du das wirst.“ Er drückt mich an seine Brust und gibt mir einen großen, feuchten Kuss auf die Lippen. Als wir uns voneinander lösen, muss ich lachen. Ich lache immer mit ihm.
Harley fährt mit den Kindern und Trina mit. Unser kleiner Konvoi verlässt den Abenteuerpark und fährt ein paar Minuten über die Autobahn. Dann biegen wir zu einem Picknickplatz ab. Eingebettet in den Wald finden wir einen Picknicktisch an einem rauschenden Fluss und die Kinder laufen los, um alles zu erkunden. Harley schließt sich ihnen an.
Als Lee belegte Brote mit Hühnchen und Aioli auftischt, verspüre ich ein seltsames Ziehen in der Brust. Ich greife nach einem Dreieck und meine Sicht verschwimmt plötzlich.
„Du hast Sandwiches gemacht“, sage ich.
Lee sieht mir in die Augen und sein Gesichtsausdruck wird weicher. „Sind hausgemachte Aioli und Hühnchen okay?“
„Die Aussicht ist auch nicht schlecht“, antworte ich leise.
Mit Erinnerungen an jenen Tag am Strand beiße ich in das Brot und lasse den Geschmack auf meiner Zunge explodieren. An diesem Frühlingstag vor all den Monaten hat Lee mir die Kontrolle über das Tempo unserer Beziehung übertragen. Ohne dass ich etwas erklären musste, gab er mir genau das, was ich brauchte, um aus meinem Schneckenhaus herauszukommen.
Und er tut es immer noch. Mich in diesen Abenteuerpark zu schleppen und mit mir Zipline zu fahren – das war genau das, was ich heute brauchte. Ein wenig Nervenkitzel, eine schöne Aussicht und die Liebe meines Lebens, um das alles mit ihm zu teilen.
SPÄTER, ALS WIR IN einem Hotel übernachten, bevor wir am Morgen nach Heart’s Cove zurückfahren, finde ich mich frisch geduscht in einem flauschigen Bademantel auf einem Kingsize-Bett wieder. Lee kommt in einer Dampfwolke aus dem Badezimmer und hat sich ein Handtuch tief um die Hüfte geschlungen. Harley liegt auf seinem Hundebett, das unter dem Fenster steht. Sein Ohr spitzt sich und er hebt ein Augenlid in unsere Richtung.
Lee sieht, wie ich ihn beim Verlassen des Badezimmers beobachte, und zieht eine Augenbraue hoch.
„Danke für heute“, sage ich.
„Der Tag ist noch nicht vorbei“, antwortet er und lässt das Handtuch fallen.
Und oh – wow. Bevor ich etwas sagen kann, packt er mich bei den Knöcheln und zieht mich ans Fußende des Bettes. Lachend lasse ich mich von ihm näher heranziehen.
Harley nutzt die Gelegenheit, um zu schnaufen und ins Bad zu traben. Ich höre, wie seine Krallen auf dem Boden klackern, und dann ein weiteres Schnauben, als er sich niederlässt.
Der Bademantel leistet keinen Widerstand, als Lee den Gürtel öffnet und ihn aufzieht. Und schon sind seine Lippen auf meiner Haut, meinen Brüsten, meinem Hals. Als er meine Lippen küsst, schlinge ich meine Arme und Beine um ihn und schmelze dahin.
„Es ist eine Woche her, seit ich mit der Pille angefangen habe“, sage ich, als meine Lippen sein Ohrläppchen streifen.
Während sein Gewicht mich immer noch aufs Bett drückt, hebt Lee seinen Oberkörper hoch und begegnet meinem Blick. „Können wir …“
Ich greife zwischen uns hinunter und packe seinen harten Schwanz. „Ja“, flüstere ich.
Sein großer Körper erbebt an mir und er gleitet mit den Händen an meinen Rücken hinunter. Es dauert nur einen Moment, bis er mir die Lust mit seinen langen, begabten Fingern und dann mit seiner Zunge entlockt. Als ich keuche, mich winde und bettle, gibt er mir, was ich will.
Das Gefühl, ihn in mir zu spüren, ist wie eine fünfundsiebzig Meter hohe Zipline mal Tausend. Sein Gewicht über mir und die Masse des Bettes unter mir, der Duft seiner Haut, der Blick in seinen Augen – all das gibt mir das Gefühl, beschützt und geschätzt zu werden und so unglaublich lebendig zu sein.
Wir machen langsam und halten uns zurück, bis ich meine Waden auf seine Schultern hebe. Dann geht die Post ab.
Während er am Fußende des Bettes steht und ich mich an der Bettkante festhalte, wird unser Liebesspiel animalisch und wild und perfekt. Ich lasse mich gehen, so wie ich es nur mit ihm kann. Ich schreie auf, als die Lust in jeden Winkel meines Körpers dringt und dann spüre ich, wie er sich in mir entleert.
Mein Herz klopft wie wild. Keuchend liege ich auf dem Bett, habe die Beine immer noch auf seinen Schultern, während er über meine Oberschenkel streichelt und seinen Körper über meinem wiegt.
„Ich liebe dich“, sagt er heiser und gleitet fester über meine Haut. „Das war …“ Er stößt einen Atemzug aus.
„Ja.“ Das ist alles, was ich zu sagen schaffe. Es sagt alles.
Nach einer schnellen Säuberung entledigte ich mich des Bademantels, der noch an meinen Armen hängt, und klettere neben dem Mann, den ich liebe, ins Bett. Er breitet einen Arm aus und zieht mich fest an seine Brust. Harley hat sich wieder auf seinem Bett niedergelassen, jetzt, wo die Action zu Ende ist.
„Lee“, sage ich mit leiser Stimme.
„Ja?“ Er ist schläfrig. Ich merke es an seiner Stimme und daran, wie seine Finger geistesabwesend an meinem Arm auf und ab wandern.
„Willst du bei mir einziehen?“
Seine Finger halten inne. Er zieht sich zurück und hebt mein Kind zu sich hoch. „Würde dir das gefallen?“
Meine Wangen brennen. Es ist noch zu früh. Nach allem, was ich erlebt habe, sollte ich wissen, dass es viel, viel besser wäre, die Dinge langsam anzugehen. Warum es überstürzen? Warum habe ich das jetzt erwähnt und damit unser postkoitales Glück zerstört?
Ich schlucke schwer und zucke dann mit einer Schulter. „Ich glaube schon. Aber wenn du kein Interesse hast, können wir so weitermachen wie bisher. Es ist wahrscheinlich noch zu früh, also vergiss einfach, dass ich etwas gesagt habe …“
Er bringt mich mit einem Kuss zum Schweigen. Er dauert lang und ist sanft und wärmt mich bis in die Zehenspitzen. Mit seiner Stirn an die meine gelehnt, antwortet Lee.
„Ja, Nora. Ich möchte bei dir einziehen. Ich kann mein Haus vermieten. Es ist wahrscheinlich sowieso besser für eine Familie geeignet. Für mich allein viel zu viel Platz.“
Mein Herz macht einen Purzelbaum. „Ich will nicht, dass du dich unter Druck gesetzt fühlst …“
„Ich wollte schon bei dir einziehen, seit du die Schlüssel bekommen hast, Nora. Seit wir den Küchentresen eingeweiht haben.“
Mein Herz hört auf, zu rasen, und droht, zu explodieren. „Wirklich?“
Er stößt ein leises Glucksen aus. „Wirklich.“
„Warum hast du nichts gesagt?“
„Ich bin ein geduldiger Mann, Babe. Ich dachte, ich warte, bis dir selbst bewusst wird, dass wir zusammenwohnen sollten.“ Er lehnt sich in die Kissen zurück, zieht mich an sich und schließt die Augen.
Entscheidung getroffen.
Ich hingegen fühle mich, als hätte ich gerade einen Hundertmeterlauf absolviert. Mein Herz macht alle möglichen seltsamen Dinge in meiner Brust. In meinem Kopf dreht sich alles. Mein Körper fühlt sich heiß an.
Ich bin … begeistert. Aufgeregt. Glücklich.
Die Zukunft ist rosig. Ich lächle an Lees Haut, schließe die Augen und hoffe, dass der morgige Tag genauso gut wird wie der heutige.
Und irgendwie weiß ich bereits, dass es so sein wird.